Sonnenaufgang

Geologie der Gosau von Brandenberg/Tirol

Eine geologische Wanderung im Brandenbergertal ist nicht nur wegen des Fossilreichtums der hier aufgeschlossenen Gosau-Schichten lohnend, sondern auch wegen der Schönheit der Landschaft an den südlichen Hängen der Tiroler Nördlichen Kalkalpen (NKA).

Noch nie vom "Gosau-Meer" gehört ? Dann versuchen wir, hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Karte-Brandenberg

Bild 1 : Ausschnitt aus der Kompass Wanderkarte "Achensee Rofan-Zillertal", Karte Nr.28  

Über die geologische Entwicklung im Zeitalter der Trias (251 bis 201 mya vor heute) kann man auf dieser Webseite im Artikel über die Nördlichen Kalkalpen nachlesen.
In der oberen Trias hat  u.a. die Sedimentation des Wettersteindolomits und des Hauptdolomits stattgefunden.
Das darauf folgende Jura-Zeitalter (201 bis 145 mya)  ist charakterisiert durch große tektonische Veränderungen am ehemaligen Großkontinent Pangea: dieser bricht immer mehr auseinander, es bilden sich der Subkontinent Gondwana, der Süd-Atlantik und damit verbunden der Penninische Ozean, an dessen südostlichem Rand der Ostalpine Schelf liegt. Mit dem Ende des Jura beginnt die Subduktion des Penninischen Ozeans und damit eine Stapelung der entsprechene Gesteinsdecken; dabei ist das Ostalpin die oberste Decke.
In der Kreide (145 bis 66 mya) geht der Zerfall von Gondwana weiter, es öffnet sich der Nord-Atlantik, es bilden sich verschiedene kleine und größere Schollen und Ozeane. Durch die Kollision des nach NE drängenden Afrikanischen   mit dem Europäischen Kontinent werden die Deckenstapel nach N verschoben, dabei verfaltet und das Ostalpin aus den Meer heraus gehoben.

Die Sedimentation in das "Gosau-Meer hat von ca. 90 mya bis ins Eozän um 40 mya gedauert. Die mächjtigsten Sedimentstapel im Bereich von Brandenberg erreichen nur eine Höhe von ca. 200 m. Festgestellt wurden Sedimente einer Küstenzone (Marschsedimente, Kohleschichten, Strandsande), Lagunensedimente (Sandsteine, Mergel, bituminöse Kalke) und Sedimente tieferen Wassers (Trübstromturbidite).

Wir wandern zuerst über Pinegg und dem Kaiserhaus zur Zöttbachalm:

Zöttbachalm und Zöttbach

 Im S der Zöttbachalm (Bild 1) liegt der Bergrücken von Hirschlack und Roßkopf. Hier hat sich der Zöttbach in die Gosausedimente eingegraben (Sandstein, Mergel etc.); im Bachbett sind daher immer wieder Fossilien freigelegt. Eine Auswahl ist in den Bildern 2 bis 18 abgebildet.

Wir begeben uns jetzt in den mittleren Bereich des Mühlbaches, wo sich der bekannte Atzl-Riff befindet.

Mühlbach - Trochactaeon und Hippurites

 Etwas ganz besonderes im mittleren Verlauf des Mühlbaches ist der sogenannte Rudisten-Riff. Dieser wird von einer auffälligen Muschelart aufgebaut: die Rudisten der Gattung Hippurites. Diese haben vom Jura bis in die Obere Kreide in einem seichten Meer gelebt. Die linke Schale ist zylinder- bis kegelförmig und am Meeresboden angewachsen. Während der fortschreitenden Sedimentation wachsen die Schalen und können eine Länge von mehr als einem Meter erreichen. Durch die Dichte der Cluster bieten diese Muscheln einen sehr guten Widerstand gegen Sturmereignisse. Die rechte Schale bildet sozusagen den beweglichen Deckel der Muschel und  ist mit 2 Schloßzähnen mit der festen linken Schale verbunden.